credencial

 
Vorbereitung I
Februar 2008
 

Die Reiseroute steht also fest! Ich lese einige Reiseberichte im Internet und freue mich mehr und mehr auf diese Wanderung.

Schnell wird klar, dass ich einen Pilgerpass, den sogenanten Credencial benötige. Da dies mehrere Wochen dauern kann, faxe ich frühzeitig einen entsprechenden Antrag mit allen benötigten Angaben und der Bitte um einen solchen Ausweis an die Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft. Das Fax schicke ich vormittags so gegen 8:30Uhr ab. Am nächsten Morgen liegt der Pass bereits bei mir im Briefkasten. WOW, das war aber mal flott. Der Bitte um eine kleine Spende komme ich gerne nach.

Hablo español?
No hablo español!
Reiseberichten und Reiseführern zufolge kommt man in Spanien nur mit Spanisch wirklich weiter! Also besorge ich mir einen gedruckten Spanischkurs. Spanisch in 30 Tagen heißt es da. Ein kurzer Blick in das Buch zeigt: Das schaffe ich niemals in 30 Tagen. Aber es wird mir helfen, meine kaum noch als solche zu erkennenden Sprachkenntnisse aufzufrischen. Wenigstens einige rudimentäre Sätze werde ich mithilfe des Buches schon hinkriegen. Also lerne ich nun jeden Abend ein wenig Spanisch, und es macht mir durchaus Spaß!

 

Anfang März 2008

Allmählich muss ich mir Gedanken darüber machen, was ich so alles mitnehmen möchte und was ich mir evtl. noch anschaffen muss. Zwei Reiseführer zum Jakobsweg habe ich mir bereits zuschicken lassen.

Ein neuer Rucksack wäre notwendig und schön. Ich gehe also in das lokale Outdoorgeschäft und bin angenehm über die Preise überrascht. Viele Jahre habe ich nichts mehr in einem solchen Geschäft gekauft und hatte alles viel teurer in Erinnerung. Ich probiere mich also durch die Rucksäcke und finde mit Hilfe der sehr aufmerksamen Verkäuferin ein Modell, das mir wirklich ausgezeichnet passt. Ja, er ist von dem Hersteller, an dem man angeblich einen Pilger aus Deutschland erkennt, aber die Marke ist mir völlig egal. Wichtiger ist, dass er wie angegossen sitzt!

Mein Schlafsack ist bereits etwa 20 Jahre alt und verliert so langsam seine Daunen. Angesichts der günstigen Preise entschließe ich mich ebenfalls zu einem neuen Sommerschlafsack. Der erfreuliche Nebeneffekt: er ist ca. 1,5kg leichter als mein alter. Hinzu kommt noch eine leichte, selbstaufblasende Isomatte. Ein Zelt werde ich nicht mitnehmen. Spezielle Wandersocken, für den linken und rechten Fuß unterschiedlich geschnitten, vervollständigen meine Ausrüstung.

jakob pre 10Ein zwischenzeitlich hinzugekommener Verkäufer rät mir dringend zu zwei Wanderstöcken, die würden zwischenzeitlich von den meisten Wanderern genutzt. Ich lehne entschieden ab. Dass die Benutzung zweier Stöcke die Knie entlastet, glaube ich gerne, aber ich bin da altmodisch. Wenn ich nicht mehr ohne Stöcke wandern kann, dann lasse ich es sein! Ende der Diskussion. Der Verkäufer gibt auf. Ich hole mir jedoch einen sehr leichten Teleskop-Pilgerstab, da einigen Reiseberichten zu Folge die eine oder andere Abkürzung durch sehr steiles Gelände führt, und bei Wanderungen über nasses Gras am Hang ist so ein Stecken auf jeden Fall sehr hilfreich.

Mit einem Blick auf meine Wanderschuhe - ich habe sie an, um meine Füße wieder daran zu gewöhnen - fragt mich die Verkäuferin jetzt nach dem Alter derselbigen. Ich brumme etwas von: "ungefähr 10 Jahre."
   "Da wäre es aber zu überlegen, neue zu kaufen. Nach dieser Zeit müsse man schon damit rechnen, dass die Weichmacher im Material langsam aufgeben", gibt die Verkäuferin zu bedenken. "Und in Anbetracht meines Vorhabens möchte ich doch sicher nicht riskieren, mitten auf dem Jakobsweg plötzlich ohne Schuhe da zu stehen." Ich finde meine Schuhe jedoch noch immer hervorragend und verneine höflich. Sie versucht nicht, mich vom Gegenteil zu überzeugen, sondern meint lächend: "Na, sie müssen es wissen." War es nun ein gut gemeinter Rat oder einfach Geschäftssinn? Sicher letzteres, immerhin lebt die Dame vom Verkauf!

Während des Einkaufs schwatzen wir munter mit den wirklich sehr netten und hilfsbereiten Verkäufern. Dabei erfahre ich so nebenbei, dass schon einige Kunden sich hier für den Jakobsweg ausgestattet haben. Oha, wenn selbst in einem relativ kleinen Laden am Stadtrand sich vergleichsweise viele Menschen für diesen Weg rüsten, dann muss dieser ja von Deutschen überlaufen sein! Ich bin mal gespannt!

Ich bezahle, und der etwa halbstündige Fußweg nach Hause überzeugt mich davon, einen wirklich guten Rucksack erworben zu haben.

8. März 2008

Das Reisedatum steht fest: ich werde vom 19.4.2008 bis zum 30.6.2008 unterwegs sein. Geplant sind etwa 5 Wochen für den Weg, anschließend eine Woche Erholung mit meiner Frau am Zielort. Das heißt: fünf Wochen wandern (oder doch pilgern?), eine Woche Wunden lecken. Die letzte Woche gibt mir einen zusätzlichen Puffer, falls ich den Weg in den 5 Wochen nicht schaffen sollte. Es kann ja immer etwas dazwischen kommen, seien es schlechtes Wetter, Blasen, Krankheit, Erschöpfung oder eine Kombination von allem :-)

jakob pre 11Es wird also höchste Zeit, den neuen Rucksack unter Realbedingungen zu testen. Ich belade ihn mit etwa 16 Kilo Gepäck - auf der Wanderung werde ich wohl weniger Gewicht mitnehmen, aber zum Üben ist das ok - und starte zu einer kleinen Wanderung. Eigentlich wollten meine Frau und ich zuerst laufen und danach in einem gemütlichen Pfannekuchenhaus etwas essen. Leider regnet es, also essen wir zuerst den Pfannekuchen und hoffen, dass sich das Wetter bessert. Tatsächlich klart der Himmel auf, und nach knapp 3 Stunden weiß ich, dass der Rucksack zwar belastend, aber nicht erdrückend ist. Wenn ich scheitere, dann an mangelnder Kondition, nicht am wirklich gut zu tragenden Rucksack.

21. März 2008 bis 24. März 2008

Eigentlich wollten wir das lange Osterwochenende für eine mehrtägige Wanderung nutzen. Der Wetterbericht ändert jedoch unsere Meinung. Schneeregen, Regen und Sturm sind angekündigt. Da bleiben wir doch lieber zu Hause. Sollte sich wider Erwarten besseres Wetter einstellen, können wir immer noch zu einer Tagestour aufbrechen.

Ostersonntag

Das Wetter ist tatsächlich sonnig. Also schultere ich meinen Rucksack - aus Gründen des Trainings habe ich noch einen dicken Bildband hineingesteckt, d.h. zusätzliche 3kg Gewicht - und wir unternehmen eine kleine Wanderung.

Nach einem mehrstündigen Spaziergang ist der Rucksack dann doch recht schwer. Bleibt zu hoffen, dass ich mich

  • bei täglicher Anwendung auf Dauer daran gewöhne!
  • durch Gewichtsverlust und Konditionszunahme meinerseits die Wanderung täglich einfacher wird!
  • ich mich an diese Qualen gewöhne und diese nach und nach abhärten :-)

Aber ich bin zuversichtlich, den Weg schaffen zu können!

jakob pre 08Abends bekomme ich einen großen Schreck: die Verkäuferin im Outdoorladen hatte doch wirklich Recht! Meine Schuhe geben ganz plötzlich und ohne Vorankündigung auf. Die Sohle löst sich vom Schuh, ebenfalls das Leder an der Seite. Mist! Jetzt muss ich schleunigst neue Schuhe kaufen - gleich übermorgen - und diese dann noch einlaufen.

Ostermontag

jakob pre 12Eine vergleichsweise kurze Wanderung wird durch Schneeregen getrübt. Naja, Reiseberichten zufolge ist das auf der ersten Etappe von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Roncesvalles, also über die Pyrenäen, nicht ungewöhnlich und von daher ein gutes Training.

25. März 2008

Ich gehe in den bereits bekannten Outdoorladen und probiere mich durch die Wanderschuhe. Unermüdlich schafft die Verkäuferin immer neue Modelle heran. Nach gefühlten 186 Anproben finde ich ein Paar, welches wirklich sehr gut passt. Dieses kaufe ich und ziehe es jetzt jeden Tag zur Arbeit an. Das sind zwar nur ca. 15 Minuten pro Strecke, aber es ist besser, als sie gar nicht einzulaufen, zumal ich ja auch während der Arbeit immer wieder mal ein paar Schritte gehe.

 
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