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Rückblickend...
 

Warum bin ich den Jakobsweg überhaupt gegangen?
Ich bin schon irgendwie religiös, aber sicher kein Kirchgänger. Ich suchte keine Erleuchtung, Erlösung oder den Weg zu mir selbst. Ich bin durchaus ausgeglichen und war eben nicht auf der Suche nach spirituellen Erlebnissen oder ähnlichen Erfahrungen. Allerdings, etwas nicht zu suchen heißt natürlich nicht zwangsläufig, dass man nicht etwas findet! So hatte z.B. die lange und mühsame Wanderung durch die brütend heiße Meseta durchaus einen meditativen Charakter.

Wenn ich etwas von meinem Camino mitgenommen habe, dann ist es die Einsicht, dass wir auf einem hohen Standard leben, der keinesfalls selbstverständlich ist. Vielleicht freue ich mich heute über Kleinigkeiten ein wenig mehr als noch vor dieser Tour. Die Begegnungen mit vom Schicksal nicht so sehr begünstigten Pilgern zeigte mir, dass Gesundheit und Glück nicht selbstverständlich sind, wir jedoch, wenn es uns gut geht, das leicht übersehen.

Hätte man mich unmittelbar nach der Reise gefragt, ob ich den Camino noch einmal gehen würde, ich hätte Nein gesagt.

Da ich jedoch dieses Fazit schreibe, sind 4 Jahre ins Land gegangen. Verblasst sind die negativen, geblieben die positiven Eindrücke, und diese überwiegen bei Weitem!

Daher ziehe ich nun, da ich diese Zeilen schreibe, eine Wiederholung durchaus in Erwägung, würde jedoch einige Dinge dann anders gestalten.

Sicher würde ich beim nächsten Mal etwas weniger Gepäck mitnehmen!

Auch würde ich mir öfters mal ein Zimmer leisten. Viele Herbergen waren durchaus in Ordnung und in diesen wollte ich sicher noch einmal übernachten. Aber meistens waren die Nächte doch unruhig, und oftmals musste ich daher den Tag unausgeschlafen beginnen. Ausgeschlafen ist eine solche Wanderung jedoch eine ganz andere Sache!

Ich wüßte nun auch, wozu Magnesiumtabletten taugen!

Ich wollte beim ersten Mal den Camino alleine gehen, und es war auch gut, dies zu machen. Keinesfalls jedoch würde ich das wiederholen wollen, und sei es, dass meine Frau mit dem Wagen nebenher fährt, so dass ich abends oder an wanderfreien Tagen Gesellschaft hätte. Die Einsamkeit war auf jeden Fall das Schwierigste auf meiner Wanderung!

Vor allen Dingen aber würde ich mir mehr Zeit nehmen! Schon ein oder zwei Wochen mehr erlauben es, an dem einen oder anderen Ort etwas zu verharren, die Erlebnisse zu verarbeiten und einfach den Camino intensiver zu erfahren.

Ja, ich würde den Weg jetzt wieder gehen, wenngleich mir andere Reisen derzeit wichtiger sind! Es war eben doch ein

 

Bon Camino!

jw 30 09

 

 
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